Standortsbestimmung

Für eine sichere Fahrt muss man — wenigstens gelegentlich — seinen genauen Standort kennen. Dazu hat der Navigator folgende Möglichkeiten:

Weitere Standlinien findet er mit der Entfernungsbestimmung.

aus Kurs und zurückgelegter Entfernung (Koppeln)

Das Koppeln des Schiffsortes ist ohne GPS die einzige Möglichkeit, eine Vorstellung von der gegen­wärtigen Position des Bootes zu bekommen, wenn keine Seezeichen oder Landmarken zum Peilen sichbar sind. Aus Gründen der Schiffssicherheit sollte man alle Stunden den Koppelort bestimmen — immerhin hilft eine auch ungefähre Position das Schiff im Notfall zu finden. Es ist sinnvoll, bei jeder Kursänderung einen Koppelort zu bestimmen!

Da ein Segelboot in einer Stunde keine großen Entfernungen zurücklegt, kann man die Be­rech­nungs­methode in der Kartenebene (Methode der mittleren Breite) anwenden. Ein Segelboot, das sich ohne Wind- und Stromversetzung mit konstantem Kurs und konstanter Geschwindigkeit v auf einem recht­wei­sen­den Kurs bewegt, wird sich von den Koordinaten des letzten bekannten Ortes in der Zeit t um eine Län­gen­dif­fe­renz Δλ und eine Breitendifferenz Δφ entfernt haben.

Skizze In dem ebenen, rechtwinkligen Dreieck sind bekannt die Länge der Hypo­tenuse c und der Kurswinkel α. Die Längenänderung Δλ ergibt sich dann aus der Definition des Sinus, die Brei­ten­än­de­rung Δφ aus der des Cosinus. Beides sind die Katheten des recht­wink­ligen Dreiecks.

  • c = v · t
  • Δφ = c · cos α
  • Δλ = c · sin α
Ein bisschen Überlegung braucht die Umrechnung des rwK in den Dreieckswinkel, die von der Fahrtrichtung abhängt.

Die Kopplung ist ein Schätzverfahren, denn durch das Vernachlässigen von Versatz durch Wind und Strom macht man Fehler. Die Fehler addieren sich im Verlauf der Reise und es ist kein Wunder, wenn man schließlich einen Ort peilt, der weit weg ist vom Koppelort.

Beispielrechnung

Das Segelboot fährt mit 4,7 kn Kurs rwK = 60° von Norderney (Ob 53° 42′ N, 007° 10′ E). Wo steht es auf seiner Fahrt nach Helgoland nach 2 Stunden?

  • c = 4,7 sm/h · 2 h = 9,4 sm
  • Δφ = 9,4 sm · cos 60° = 4,7 sm
(wir erinnern uns: auf der Seekarte ist durch die Mercatorprojektion die Länge der Bogenminute von der (mittleren Breite abhängig!)
  • Δλ · cos φm = (9,4 sm · sin 60°) · cos 53,7° = 4,8 sm = 4,8′
Das Boot ist also in seiner Position um 4,7′ nördlich und 4,8′ östlich vorangekommen. Die Koppelposition ist damit: Ok 53° 46,7′ N, 007° 14,8′ E.


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