Lehrsätze im rechtwinkligen Dreieck

Im rechtwinkligen Dreieck gibt es drei für die Navigation wichtige Sätze über die Verhältnisse der Seiten. Sie sind deshalb wichtig, weil man durch das Fällen einer Höhe jedes beliebige Dreieck in zwei rechtwinklige teilen kann. Die Höhe ist eine Strecke, die auf einer Seite senkrecht steht und durch die gegenüberliegende Ecke geht.

Der Satz des Pythagoras

Skizze

Der Satz des Pythagoras besagt, dass in einem rechtwinkligen Dreick die Summe der Quadrate der Kathetenlängen gleich der Summe des Quadrats der Hypotenusenlänge ist.

a2 + b2 = c2

Dieser Satz gibt den Einstieg in die Berechnung von beliebigen Dreiecken, wenn man die Länge zweier Seiten kennt. Mit dem Rechenschieber lassen sich diese Art Aufgaben schnell lösen.

Der Satz des Thales

Thaleskreis

Ist AB der Durchmesser eines Kreises, so ist jedes Dreieck, dessen dritte Ecke auf dem Kreis liegt rechtwinklig.

Der Satz des Euklid

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Euklid setzte die Hypotenuse des rechtwinkligen Dreiecks ins Verhältnis zur Kathete und dem Hypotenusenabschnitt, den die Höhe auf die Hypotenuse erzeugt. Das Quadrat der Kathete ist gleich dem Produkt aus Hypotenusenlänge und Länge des Hypotenusenabschnitts unter der Kathete.

a2 = c · q

Der Höhensatz im rechtwinkligen Dreieck

Skizze

Dieser Satz im Zusammenhang mit dem Satz von Euklid ist wichtig, denn er gibt den Einstieg in die Sätze über Winkel im schiefwinkligen Dreieck.

Das Quadrat der Länge der Höhe h auf die Hypotenuse ist gleich dem Prokukt der beiden durch die Höhe erzeugten Hypotenusenabschnitten p und q.

h2 = p · q

Dieser Höhensatz ist eine Sonderform des Sehnensatzes. Der Kreis über AB als Durchmesser ist ein Thales-Kreis!

Der Höhensatz im allgemeinen Dreieck (Projektionssatz)

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In einem beliebigen Dreieck sind die Rechtecke, die aus einer Seite und der orthogonalen Projektion der anderen gebildet werden, flächengleich.

c · pc = b · pb

Diesen Höhensatz kann man im allgemeinen, schiefwinkligen Dreieck formulieren. Er ist die Verallgemeinerung des Satzes des Euklids für das rechtwinklige Dreieck. (Systematisch passt er daher zu den hier aufgeführten Sätzen.)

c = pc + qc = a · cos β + b · cos α

Hieraus ergibt sich der Cosinussatz im schiefwinkligen Dreieck.

Berechnung der vier Grundprobleme im rechtwinkligen Dreieck

Skizze

Das rechtwinklige Dreieck ist die Grundlage der ebenen und der sphärischen Trigonometrie. Da die Größe eines Winkels be­kannt ist (der rechte hat 90°) und es den Satz des Pythagoras gibt, wird die Berechnung der anderen Größe leichter. Im Grunde löst man alle trigonometrischen Probleme, in dem man rechtwinklige Dreiecke sucht. Seine Seiten haben besondere Bezeichnungen: die dem rechten Winkel gegen­überliegende Seite heißt Hy­po­te­nuse, die beiden anderen Seiten, die den rechten Winkel ein­schließen, sind die Katheten. Am recht­winkligen Dreieck wer­den auch die Winkelfunktionen definiert.

Die Definitionen der Winkelfunktionen erfolgt durch Seitenverhältnisse im rechtwinkligen Dreieck:

Damit kann man die vier Grundaufgaben der Berechnung aller Größen im Dreieck (3 Seiten und 3 Winkel) lösen, wenn man nur zwei zusätzlich kennt (das dritte, der rechte Winkel, hat definitionsgemäß 90°).

Die vier Grundaufgaben im rechtwinkligen Dreieck

gegeben ist die Hypotenuse c und ein anliegender Winkel α;
  1. β = 90° - α
  2. a = c · sin α
  3. b = c · cos α

gegeben ist die Hypotenuse c und eine Kathete, z. B. a;
  1. sin α = a ⁄ c
  2. β = 90° - α
  3. b = a · cot α

gegeben ist eine Kathete a und ein Winkel α;
  1. β = 90° - α
  2. b = a · cot α
  3. c = a ⁄ sinα

gegeben sind die beiden Katheten a, b.
  1. tanα = a ⁄ b
  2. β = 90° - α
  3. c = a ⁄ sin α

Beispiel für die Anwendung:

Skizze

Es sind z. B. gegeben α und b. Aus den Definitionen der Win­kel­funk­tionen:

  1. sin α = a ⁄ c und
  2. cos α = b ⁄ c.

Beide Gleichungen löst man nach c auf und erhält: a ⁄ sin α = b ⁄ cos α ⇒ a = b·(sin α ⁄ cos α) = b·tan α.

Damit kann man die Seite a berechnen. Die Seite c erhält man aus der Gleichung 2. Und der Winkel β ist β = 90° - α.

Analog kann man die anderen Grundprobleme nachvollziehen.

Alternative zur Berechnung des zweiten Grundproblems mit dem Rechenschieber

Gegeben sind die Kathete a und die Hypotenuse c.

Da Ingenieure häufig die Längen der Hypotenuse und einer Kathete kennen und die Länge der zweiten Kathete und die Winkel des Dreiecks wissen wollen, hat Alwin Oswald Walther an der TH Darmstadt 1934 die pythagoreische Skala mit Werten von √ 1 - x2) auf Rechenschiebern des System Darmstadt eingeführt.

Skizze

Ein Rechenbeispiel ist im Abschnitt "Rechenschieber" ausgeführt.


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© Dr. Rainer Stumpe, URL: https://www.rainerstumpe.de