Populäre Irrtümer bezüglich der Kepler-GleichungGanz geniale Besucher meiner Website stellen fest, dass die Zuordnung der Winkel nicht richtig sein kann, weil sie ein Beispiel gefunden haben, bei dem die Kepler-Gleichung offensichtlich nicht richtig ist. Sie betrachten folgende Skizze: Nun setzen diese Naseweise die Werte für E und M in die Kepler-Gleichung ein: Daraus folgt der Trugschluss, entweder ist die Kepler-Gleichung falsch, oder meine Zuordnung der mittleren Anomalie M als Winkel bei F ist nicht richtig. Das erste anzunehmen trauen sich diese Naseweise dann doch nicht... Wo liegt der Denkfehler der Naseweise? |
Carl Friedrich Gauss bezeichnet in seinem Werk Theoria Motus Corporum Coelestium in Sectionibus Conicis Solem Ambientium (1809) die Kepler-Gleichung eine transzendente Gleichung. (Eigentlich sollte Carl Friedrich Gauss auch unverdächtig sein!) In der Übersetzung des Werkes von Carl Haase (1865) heisst es: Leider gibt es nur in der
englischsprachigen Wikipedia eine Definition der transzendente Gleichung: Kepler war ja interessiert an der Länge des in der Skizze rot markierten Bogens aus der Sicht des Punktes F (Brennpunkt der Ellipse), denn er wollte den Ort eines Planeten auf seiner elliptischen Bahn um die Sonne berechnen. Leider konnte er seine Gleichung nur interativ lösen, weil sie transzendet ist; er erkannte aber in seiner Astronomia Nova, dass es durch Differentialrechnung gelingen müßte: …Itaque diffentientibus aequationibus a vera, coepi rursum accusare verissimas has distantias AE & librationem Planetae LE, de crimine, cujus falsa mea methodus, quae I pro F spectabat, erat rea. … (Caput LVIII, Astronomia Nova) Es macht also gar keinen Sinn, die Kepler-Gleichung durch Einsetzen von Werten für E, M und e/a berechnen zu wollen. Es ist mathematisch schlicht falsch. |