Feuer, Feuerwesen, Feuerstoff, Wärmestoff, Elementarfeuer
Ignis, Ignis elementaris, Materia caloris s. calorifica

Die Sprache des gemeinen Lebens nennt alles dasjenige Feuer, was gewöhnlich als Mittel gebraucht wird, in anderen Körpern die Phänomene und Wirkungen der Wärme hervorzubringen, d. h. sie zu erhitzen, zu schmelzen, in Dämpfe zu verwandeln, zu entzünden und zu verbrennen. Dergleichen Mittel sind die Flamme brennender Körper, die glühenden Kohlen u. dgl. Da man nun in der Naturlehre sehr oft genötigt ist, den Erscheinungen der Wärme eine Ursachen beizulegen, ob man gleich, aufrichtig zu gestehen, von dieser Ursache sehr wenig gewisses weiß, so braucht man für dieselbe ebenfalls den Namen Feuer, den man aber in dieser Bedeutung von dem, was im gemeinen Leben Feuer genannt wird, oder von dem Küchenfeuer und der Flamme, sehr sorgfältig unterscheiden muss. Demnach ist Feuer dasjenige, was in einem Körper Wärme hervorbringt, die unbekannte Ursachen der Wärme.

Da doch die meisten Naturforscher diese Ursache ganz oder zum Teil von einer eigenen Substanz herleiten, welche durch die ganze Körperwelt verbreitet sein, und eine sehr starke Wirkung auf andere Substanzen äußern soll, so habe ich keine Bedenken getragen, die Namen Feuerwesen, Elementarfeuer, etc. welche sie dieser Substanz beilegen, hier als gleichbedeutend mit dem Worte Feuer anzuführen.

Zwar haben auch andere Naturforscher von nicht geringem Ansehen das Feuer bloß für einen Zustand der Körper, oder für eine nach gewissen Modifikationen erfolgte Bewegung ihrer feinsten Teile halten wollen, ohne ein besonderes Feuerwesen oder Elementarfeuer anzunehmen. In diese Klasse gehören der Kanzler [Francis] Bacon (1561-1626) und Descartes, welcher das Feuer für eine Bewegung des ersten Elements oder der subtilen Materie erklärt, wodurch die Teile der Körper mit fortgerissen werden. Selbst Newton scheint in seinen der Optik beigefügten Fragen diese Meinung zu begünstigen, und das Feuer bloß für denjenigen Zustand der Körper zu halten, in welchem sie durch heftige schwingende Bewegung die in ihnen befindliche Lichtmaterie aussenden (s. Flamme). Auch die Herren [Etienne-Claude de] Marivetz () und [Louis-Jacques] Goussier (1722-1799), Verfasser der in einem weitläufigen Plane angefangenen Physique du monde, sind dieser Meinung zugetan. Es lassen sich aber hiergegen sehr begründete Einwendungen machen. Die lockersten Körper z. B. nehmen eben den Grad der fühlbaren Wärme an und pflanzen ihn fort, den die benachbarten viel dichteren haben; alle Körper, selbst die, welche nur eine schwache Elastizität besitzen, pflanzen dennoch die Wärme leicht durch sich fort, obgleich sonst alle schwingenden Bewegungen durch die Dazwischenkunft weicher unelastischer Körper gedämpft und aufgehoben werden. Endlich wird eine jede Bewegung desto langsamer, schwächer und unmerklicher, je größer die Masse ist, durch welche sie sich verteilt; das Feuer hingegen verbreitet sich mit gleicher Stärke seiner Wirkungen aus den geringsten Massen in die größten, und kann ganze Städte verheeren, wenn es auch nur aus einem Fünkchen glimmender Asche entstanden ist. Diesen letzten Einwurf findet selbst Euler, ein sonst sehr kartesianisch gesinnter Physiker, so stark, dass er es für notwendig hält, ein elastisches Feuerwesen anzunehmen. Auch möchten sich wohl die Phänomene der Verbrennung aus einer bloßen inneren Bewegung der Teile schwerlich so befriedigend erklären lassen, als dies bei einigen der neueren Hypothesen, welche ein eigenes Feuerwesen voraussetzen, möglich ist. Aus diesen Gründen wird das Dasein einer solchen Substanz anjetzt mit fast allgemeiner Übereinstimmung angenommen.

Desto größer aber ist die Verschiedenheit der Meinungen über die Beschaffenheit dieses Feuerwesens, über seine Verhältnisse gegen andere Stoffe, und über die Art und Weise, wie es die Erscheinungen der Wärme, die Verdampfung, Schmelzung und Verbrennung der Körper bewirkt. Einige halten das Elementarfeuer für nichts anderes als für die Materie des Lichts; andere unterscheiden es von derselben, oder sehen doch das Licht als eine eigene neue Modifikation des Feuerwesens an. Viele haben das, was die Körper entzündlich oder verbrennlich macht, das so genannte Phlogiston, für ein in den Körpern befindliches gebundenes Feuer gehalten, andere aber haben Feuer und Phlogiston als zwei besondere sich entgegengesetzte Stoffe, betrachtet. Einige nehmen das Feuer für ein allgemeines Auflösungsmittel aller Körper an, andere glauben hingegen, dass dasselbe, um wirksam zu werden, und die Erscheinungen der Wärme zu zeigen, selbst eines neuen hinzukommenden Auflösungsmittels bedürfe. Diese allgemeine Verschiedenheit der Meinungen hat ihren natürlichen Grund darin, dass hier die Rede von einer Ursache ist, die wir nie an sich selbst untersuchen, sondern bloß aus ihren Wirkungen beurteilen können. Das einzige nun, was sich aus diesen mit einiger Gewissheit folgern lässt, ist, dass das Feuer ein feines, flüssiges, höchst elastisches Wesen sei, das alle Körper durchdringt, verschiedene Verwandtschaften gegen dieselben äußert, und in ihnen in verschiedener Menge sowohl, als auf verschiedene Weise, enthalten sein kann. Alles übrige beruht auf Schlüssen und Vorstellungsarten, welche der eine Naturforscher auf diese, ein anderer auf andere Erfahrungen baut, und die uns noch bis jetzt kein sicheres Resultat über die Natur und Wirkungsart des Feuers verschafft haben. Bei dieser Lage der Sache kann ich hier nichts mehr tun, als einige der vornehmsten Meinungen über das Feuer anzuführen, unter welchen die neueste der Herren [Adair] Crawford (1748-1795) und de Luc anjetzt die meiste Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Einige Meinungen der älteren Chymisten über das Feuer hat Johann Friedrich Meyer (1704-1765) angeführt, vornehmlich in der Absicht, um zu zeigen, dass die von ihm angenommene Säure bereits ein Gedanke der Alten gewesen sei. Übrigens läuft fast alles, was sich darin findet, auf dunkle und geheimnisvolle Benennungen hinaus, da das Feuerwesen ein von dem gemeinen Schwefel, ein Kind der Sonne, ein unsichtbarer und unfühlbarer Geist, ein Salz, das aus den oberen Regionen Wärme und Licht an sich ziehe, genannt wird. [Johann Joachim] Becher (1635-1682) wird als der erste angegeben, der das Feuerwesen für eine Erde gehalten habe, welche Meinung nachher durch die Betrachtung des Rußes und der Kohlen bestärkt, aber darauf eingeschränkt worden sein, dass zwar das reine Feuerwesen nicht selbst in einer Erde bestehe, aber sich doch allezeit in einer solchen eingeschossen befinde. Dies letztere bezieht sich auf die von [Georg Ernst] Stahl (1659-1734) in die Chymie eingeführte Idee des Phlogistons, als eines durch fremden Stoff gebundenen Feuers.

[Herman] Boerhaave (1668-1738) unterscheidet das Feuer, als eine Materie von eigener Art sui generis von dem Brennbaren. Nach ihm ist dasselbe eine elementarische Materie von unwandelbarer Natur und unveränderlichen Eigenschaften, welche weder in etwas anderes verwandelt, noch aus anderen Körpern aufs neue hervorgebracht werden kann. Er glaubt, diese Substanz sei durch alle teile des Raums gleichförmig verbreitet, bleibe aber völlig verborgen, und äußere sich nur durch ihre Wirkungen, nämlich durch Wärme, Licht, Farben, Ausdehnung der Körper und Verbrennung. Nach Beschaffenheit der Umstände äußern sich bisweilen alle diese Wirkungen auf einmal, bisweilen nur eine einzige allein. Daher empfinden wir oft Licht ohne Wärme, wie bei den Phosphoren, faulem Holze etc., bisweilen Wärme ohne Licht, wie bei erhitzten Körpern, die noch nicht glühen u. s. w. Keine Wirkung des Feuers aber kann erfolgen, wenn nicht dasselbe aus seinem natürlichen Gleichgewichte gesetzt, und in einen engeren Raum, als vorher, gebracht wird. Dies kann auf eine doppelte Art geschehen, entweder dadurch, dass die Feuerteile in gerade Linien oder Strahlen geordnet werden, welches die Wirkung der leuchtenden Körper ist, oder durch eine wirkliche Verdichtung, dergleichen durch das Reiben der Körper an einander entsteht.

[Pierre-Joseph] Macquer (1718-1784) sieht nebst vielen anderen Chymikern die als das reine elementarische Feuer an. So bald aber dieselbe ein Bestandteil der Körper selbst geworden ist, bekommt sie bei ihm den Namen des Brennbaren oder des fixen Feuers, und die Wärme besteht in einer heftigen durch Erschütterung erzeugten Bewegung aller gleichartigen und ungleichartigen, besonders aber der brennbaren Teile, die einen Körper ausmacht Lichtmaterie en. Das freie Feuer ist nach seiner Meinung eine sehr zarte Materie, von unendlich kleinen und feinen Teilen, die gar keinen Zusammenhang unter einander haben und durch eine immerwährende reißende Bewegung getrieben werden. Es ist also stets flüssig, ja sogar die einzige Ursache aller Flüssigkeit, auch in anderen Körpern. Er untersuchte dann, ob Wärme und Licht von einer einzigen oder von verschiedenen Substanzen herrühren. Dass das Licht eine eigene Substanz sei, hält er für entschieden, da man dessen Bewegung und Geschwindigkeit kenne, auch seine Richtung zu ändern, es zu sammeln, zu zerstreuen, in die Zusammensetzung der Körper zu bringen und daraus zu scheiden vermögend sei. Die Wärme hingegen scheint ihm bloß ein besonderer Zustand zu sein, dessen jede materielle Substanz fähig ist; daher er sie endlich für eine innere Bewegung der Teile der Körper erklärt. Da nun das Licht, wie es die Brenngläser beweisen, Wärme erregt, auch in den meisten Fällen die Wärme, wo fern sie nur stark genug ist, Licht hervorbringt, so trägt er kein Bedenken, beide Wirkungen einer und eben derselben Substanz beizulegen. Die verbrennlichen Körper besitzen die Eigenschaft, wenn sie durch die Wärme bis zum Glühen gebracht worden sind, alle Erscheinungen und Wirkungen des Feuers selbst hervorzubringen, so lange, bis alles Licht, welches in ihrer Mischung war (alles Brennbare) daraus gänzlich entbunden ist. Daher sind drei Arten, das Feuer hervorzubringen, deren man sich in der Chymie und den Künsten bedienen kann, nämlich der Stoß des Lichts, das Reiben, Schlagen und Stoßen, und die Verbrennung entzündlicher Materien. Das Licht wirkt auf die Körper, als Feuerwesen, bloß dann, wenn es in ihnen Wärme hervorbringen kann; und alle Wirkungen, die es in dieser Absicht tut, lassen sich auf eine einzige, auf Ausdehnung, zurückführen. Das von den Körpern zurückgeworfene Licht macht sie sichtbar, und es wirkt als Licht: das in sie eindringende erwärmt, und wirkt als Feuer, obgleich beides eine und dieselbe Materie ist.

[Johann Heinrich] Pott (1692-1777) setzt die Natur des Feuers in die genaue Vermischung und Bewegung des Lichtwesens in einer zarten brennlichen Erde, die er auch das Feuerwesen des Phlogistons, oder gemeines reines Feuer, nennt. Zuzukommendes Wasser oder feuchte Luft bringen mit diesem in Bewegung gesetzten Phlogiston die Flamme hervor. [Johan Gottschalk] Wallerius (1709-1785) macht den Wärme erregenden Stoff zu einer höchst flüssigen, feinen, beweglichen, flüchtigen und elastischen Substanz, die mit der Lichtmaterie verbunden ist, und von derselben ihre Wirksamkeit erhält, an eine feine erdige Materie gebunden aber das Phlogiston gibt. Das Feuer erklärt er für die Bewegung und Zersetzung des Wärme erregenden Stoffs und des Phlogistons, wobei die mit jenem verbundene unzerstörbare Materie des Lichts frei und sichtbar werde. Nach Herrn [Christian Ehrenfried von] Weigel (1748-1831) und [Antoine] Baume (1726-1804) ist das Feuer eine Materie, welche Licht und Wärme als Wirkung hervorbringt, und wenn sie zu einem Bestandteil der Körper geworden ist, sich entweder frei in ihnen aufhält, den Grundstoff der Kaustizität ausmacht, und das Feuerwesen genannt wird, oder durch eine feine Erde gebunden ist, und den Namen des Brennbaren erhält.

Johann Friedrich Meyer (1705-1765) unterscheidet die erste reinste Materie des Feuers, die von ihm so genannte fette Säure (acidum pingue) und das Brennbare von einander. Die reinste elementarisch Feuermaterie ist nach ihm das Licht. Aus ihr und einem übrigens noch unbekannte sauren Salzwesen lässt er die fette Säure entstehen, welche bei jeder Verbrennung und Verkalkung in Bewegung gesetzt werden, und die Materie des gemeinen Küchenfeuers ausmachen soll. Das Brennbare besteht nach seiner Meinung aus dem Lichte, der fetten Säure, Erde und Wasser, und wird von ihm nicht als ein besonderes Prinzipium, sondern vielmehr als eine Zusammensetzungsart angesehen, welche in jedem Körper, der brennen soll, vorhanden sein muss.

Carl Wilhelm Scheele (1742-1786) nimmt im Gegenteil das Brennbare, als ein einfaches elementarisches Wesen, an. Aus demselben und der fixen Luft oder der von ihm so genannten Luftsäure entsteht nach seiner Meinung die Feuerluft, oder das, was man sonst mit [Joseph] Priestley (1733-1804) reine dephlogistisierte Luft nennt. Diese Luft verwandelt sich durch Vereinigung mit einer geringeren oder größeren Menge von Brennbaren in die strahlende Hitze, die nach Art einer mit Brennbarem verbundenen Säure auf den Körper wirkt, die Empfindung der Wärme und die Wirkung des Feuers hervorbringt, und also in diesem freilich etwas sonderbaren System die eigentliche Materie des Feuers ist. Wenn diese strahlende Hitze mit mehrerem Brennbaren in Verbindung tritt, so wird daraus das Licht, und bei noch mehrerer Übersättigung mit Brennbarem das entzündbare Gas hervorgebracht. Das Feuer ist der Zustand, in welchem die brennbaren Körper durch Hilfe der Feuerluft geraten, nachdem sie vorher einen gewissen Grad der Hitze empfangen haben, wobei das Brennbare von den anderen Materien, mit welchen es verbunden war, gewaltsam losgerissen wird, und dadurch eine Auflösung der Körper in ihre Bestandteile und eine gänzliche Zersetzung derselben verursacht. Dieses System ist nicht nur von seinem berühmten Urheber mit vielen chymischen Versuchen unterstützt, sondern auch von [Torbern Olof] Bergman (1735-1784) in seinen vornehmsten Teilen gebilligt worden. Es gründet sich vornehmlich darauf, dass [Carl Wilhelm] Scheele (1742-1786) durch sehr feine Versuche in der Materie des Lichts ein brennbares Wesen fand, und demnach zu entdecken glaubte, dass die Lichtmaterie nicht ganz so, wie das Brennbare selbst, wirke, daher er ihr den Begriff eines einfachen Stoffs nicht beilegen wollte. Es lassen sich aber gegen die Schlüsse, welche er aus seinen Versuchen gezogen hat, noch sehr erhebliche Einwendungen machen, welche man bei [Johan Gottschalk] Wallerius (1709-1785) in der vorhin angeführten Dissertation De materiali differentia luminis et ignis vorgetragen findet, so wie es auch schwer zu begreifen ist, wie man so oft Leuchten ohne Wärme und Hitze ohne Licht empfinden könne, wenn das Licht in nichts anderem, als einer mit mehreren Brennbaren übersetzten Wärme besteht. Dennoch weicht in vielen Stücken das Scheelische System von den neueren so weit nicht ab, als es anfänglich scheinet.

[Antoine Laurent de] Lavoisier (1743-1794) nimmt den Stoff des Feuers, oder der Hitze und des Lichts für einerlei an, und glaubt, dieser Stoff sei das Auflösungsmittel, welches mit einem anderen Grundteil verbunden, die reine Luft ausmache. Wenn nun ein hinlänglich erhitzter Körper mit der atmosphärischen Luft (welche zum Teil reine Luft enthält) in Berührung komme, so entziehe er ihr den Grundteil, der Feuerstoff werde frei, und gehe mit Hitze und Licht, d. i. mit Flamme davon. So werde der reine Teil der Luft zersetzt, und es bleibe nur der verdorbene, oder die sonst so genannte phlogistisierte Luft übrig; der angezogene Grundteil der reinen Luft aber bleibe im Reste des verbrannten Körpers zurück. Diese Theorie hat viel einnehmendes und einfaches, erklärt viele Erscheinungen, und fand deswegen in Frankreich großen Beifall. Da aber hierbei gar kein Phlogiston angenommen wird, für dessen Dasein doch viele Gründe vorhanden sind, da auch die Lichtmaterie schwerlich ganz einerlei mit dem Feuerstoff sein kann, und der Grundteil der Luft in dem Rückstande der Verbrennung noch nicht überzeugend hat dargestellt werden können, so hat diese Hypothese viel von ihrem Ansehen verloren.

Kein Naturforscher hat mehr Mühe angewandt, die Materie des Feuers dem Auge sichtbar darzustellen, als [Jean Paul] Marat (1743-1793). Er hat sich dazu des Sonnenmikroskops im verfinsterten Zimmer bedient, und mit Hilfe desselben aus glühenden Körpern etwas in Gestalt feuriger Wellen aufsteigen gesehen, welches besondere Verwandtschaften gegen andere Stoffe, denen es begegnete, z. B. gegen Wasser, Salze, Erden, Metalle, Phlogiston und Lichtmaterie äußerte. Seinen zahlreichen Beobachtungen zufolge ist dieses wesen von der Lichtmaterie, dem Phlogiston und der elektrischen Materie wesentlich unterschieden. Er gibt ihm den Namen der Feuermaterie oder der feurigen Flüssigkeit und erklärt es für eine eigene Substanz, deren Teile sehr durchsichtig, zart, schwer, beweglich, äußerst hart und kugelförmig sind. Diese Substanz macht einen Bestandteil der Körper aus, und das Feuer besteht in dem tätigen Zustande derselben, in welchem sie durch die Bewegung ihrer Teile in den Körpern Wärme und Flamme hervorbringt. Marat brachte in den Lichtkegel seines Sonnenmikroskops nicht allein Körper, die vom Feuer zerstört werden, z. B. einen brennenden Wachsstock, eine glühende Kohle u. dgl., sondern auch solche, die von ihrem Bestande eigentlich nichts verlieren, als glühende Stücke Silber, Porzellan, Bergkristall u. s. w., sah aber allezeit auf der weißen Leinwand, die das Bild auffing, einen hoch aufsteigenden weißen Zylinder, der sich oberwärts erweiterte und in lauter gekräuselte Wellen verbreitete. Es schein aber der Schluss, dass sich hier die Feuermaterie selbst darstelle, mit allzu viel Übereilung gezogen zu sein. Vielleicht bestand diese aufsteigende Säule bloß aus dem Brennbaren, welches die Kohle und der Wachsstock bei ihrer Zersetzung aus sich selbst hergaben, die unzerstörlichen Materien aber aus den Körpern, zwischen welchen sie geglüht worden waren, angenommen hatten und wieder von sich gehen ließen, und welches durch den Schein des brennenden oder glühenden Körpers selbst erleuchtet war. Er führt selbst an, dass sich die aufsteigende Säule durch den Luftstrom eines Blasebalgs aus ihrer geraden Richtung bringen und nach der Seite oder unterwärts lenken lasse, welches doch für eine so feine Materie, die alle Körper durchdringen soll, eine grobe Erscheinung ist. Übrigens bringt er noch Versuche bei, welche die Erfahrungen der mehreresten Naturforscher erweisen sollen, dass die Körper, wenn sie heiß sind und glühen, schwerer werden. Er wählte hierzu solche Körper, die im Feuer nicht so leicht etwas von ihrer Substanz verlieren. Eine 6 Unzen [á 31,1 g]wiegende silberne Kugel hatte bei Rotglühen 5 ½ Gran mehr am Gewichte, und eine bis zum Weißglühen erhitzte kupferne Kugel von 15 Unzen und 6 Quentchen, wog, ohnerachtet sie nach dem Erkalten drei Gran [á 53,1 mg] von ihrer Substanz verloren hatte, glühend doch zwei Gran mehr. Wenn dies richtig wäre, so bewiese es allerdings unleugbar, dass erhitzte Körper eine Materie in sich nehmen, die vielleicht oft auch nur hindurchgeht, ohne sich in ihnen festzusetzen, die sich doch aber auch bisweilen festsetzen kann. Nach Herrn Marat soll diese Materie, oder seine feurige Flüssigkeit, sogar spezifisch schwerer, als die Luft, sein, welcher Satz allzu paradox ist, als dass er nicht noch weit mehr Bestätigung bedürfen sollte. Ähnliche Versuche über die Schwere des Feuers hat schon [Robert] Boyle (1627-1691) angestellt. Er glaubte, eine Schwere des Feuers daraus schließen zu können, so wie [Wilhelm] Homberg (1652-1715) 4 Unzen Spießglanzkönig [Antimon Sb], die hinter dem großen Pariser Brennglas einer starken Hitze waren ausgesetzt worden, 3 Drachmen [á 1,77 g] schwerer, als vorher fand. [Herman] Boerhaave (1668-1738) bezeugt, dass er dies bei seinen Versuchen nie gefunden habe, und [Pieter van] Musschenbroek (1692-1761) bestreitet diese Abwägung sehr richtig aus dem Grund, weil ein Körper, den man einmal kalt, das andere mal heiß wiegt, das erste mal in dichter, das andere mal in dünner Luft gewogen wird, und also schon darum das letzte Mal schwerer scheinen muss.

Eine der sinnreichsten Theorien über Wärme und Feuer ist diejenige, welche D. Adair Crawford (1748-1795), ein junger Arzt zu London vorgetragen hat. Sie gründet sich zwar ganz auf Versuche, welche die Herren [Johan Carl] Wilcke (1732-1796), [Joseph] Black (1728-1799) und Irwin schon seit dem Jahre 1772 angestellt hatten, aber die Beschuldigung, als ob die Theorie selbst von diesen Gelehrten entlehnt sei, ist unbegründet und es haben die beiden letztgenannten selbst ausdrücklich widersprochen. Um diese Theorie mit möglichster Kürze und Deutlichkeit vorzustellen, werde ich derjenigen Ordnung folgen, welche die Herren [Georg Christoph] Lichtenberg (1742-1799) und [Weneslaus Johann Gustav] Karsten (1732-1787) bei dem Vortrage derselben beobachtet haben.

Crawford′s Theorie von Wärme und Feuer.

Wer ein Elementarfeuer, oder eine materielle Ursache der Wärme annimmt, der wird auch den Satz gelten lassen, dass dasselbe nach den Gesetzen der Verwandtschaft bald mit verschiedenen Körpern treten, bald wiederum von denselben abgeschieden werden könne; wenigstens lässt sich die Erzeugung der Kälte bei Auflösung der Salze, die Erhitzung des gelöschten Kalks mit Wasser, nebst anderen ähnlichen Erscheinungen ohne diese Regel schwerlich auf eine befriedigende Art erklären. Man muss daher annehmen, dass sich das Feuer oder die Materie der Wärme bald in einem freien, bald im gebundenen Zustande befinde.

Freies Feuer, welches man auch freie oder fühlbare, empfindbare Wärme (sensible heat) nennen kann, wirkt auf unser Gefühl und aufs Thermometer. Die Empfindung, welche es in uns erregt, nennen wir ebenfalls Wärme, und wenn sie heftig ist, Hitze. Freies Feuer breitet sich so lang durch alle benachbarten Körper aus, bis sie alle einerlei Temperatur haben, d. i. bis das Thermometer bei allen gleich hoch steht. Gebundenes Feuer hingegen heißt dasjenige, welches weder auf das Gefühl noch auf das Thermometer wirkt, sondern gleichsam einen bleibenden Bestandteil den Körper auszumachen scheint.

Jede Materie, welche von allen Seiten mit freiem Feuer oder mit wärmenden Körpern umgeben ist, wird dadurch wärmer, wo fern nicht etwa ein teil der Wärme dabei gebunden und untätig gemacht wird. Sind alle Massen, die sich berühren, gleichartig, so verteilt sich der Überschuss der Hitze der wärmeren über die kältere unter die ganze Masse gleichförmig. Wenn also a, b, die Massen zweier zu vermischenden Körper, m, n, die ihnen zugehörigen Grade der Wärme sind, so wird der Grad der Wärme der Mischung (a · m  + b · n) ⁄ (a + b) sein. Dies ist die schon von [Georg Wilhelm] Richmann (1711-1753) angegebene Regel, bei welcher übrigens eine kleine Abweichungen von den Versuchen nicht befremden dürfen, teils, weil doch bei jeder Vermischung ungleich warmer Materien etwas Wärme verloren geht, teils, weil gleiche Grade des Thermometers bei weitem nicht vollkommen gleiche Vermehrungen oder Verminderungen der Wärme anzeigen. Aus dieser Regel lässt sich unter anderem auch finden, wie viel Wasser u. dgl. Von gegebener Temperaturen m, n, man zusammen gießen müsse, um eine Mischung von einer mittleren Temperatur μ daraus zu erhalten. Aus μ = (a · m  + b · n) ⁄ (a + b) folgt: a: b = (μ - n) ⁄ (m - μ). Man soll z. B. eine Mischung von 86 Grad Temperatur aus kälterem Wasser von 50 Grad, und wärmerem von 110 Grad hervorbringen; so werden sich die dazu nötigen Anteile des kälteren und wärmeren Wassers, wie (110 -  86)  ⁄  (86 -  50) = 24 ⁄  36 =  2 ⁄  3 verhalten müssen.

Diese Regel tritt mit ziemlicher Genauigkeit zu, wenn die vermischten Materien gleichartig, z. B. beide Wasser, beide Quecksilber, sind. Bei Vermischung ungleichartiger Massen aber fallen die Resultate ganz anders aus. Wird 1 Pfund Wasser von 110 Grad Wärme mit 14 Pfunden Quecksilber von 50 Grad Wärme vermischt, so sollte die Mischung den vorigen Regeln zu folge (110 +  14 · 50)  ⁄  15 =  54 Grad Wärme haben; sie erhält aber, wenn man den Versuch wirklich anstellt,86 Grad empfindbare Wärme oder freies Feuer. Dies zeigt offenbar, dass 14 Pfunde Quecksilber nicht so viel Feuer oder Wärme binden und untätig machen, als 14 Pfunde Wasser.

Um aus 1 Pfund Wasser von der Temperatur 110 Grad eine Mischung von 86 Grad Temperatur zu bereiten, hätte man, der vorigen Rechnung zu Folge, 2/3 Pfund Wasser von50 Grad Temperatur hinzutun müssen. Diese 2/3 Pfund Wasser hätten also eben so viel freies Feuer gebunden, als 14 Pfund Quecksilber. Mithin nimmt 1 Pfund Wasser eben so viel Wärme an, als 21 Pfund Quecksilber; oder das Vermögen des Wassers, Wärme anzunehmen und zu binden, ist 21 mal größer, als das ähnliche Vermögen einer gleichen oder gleich schweren Masse Quecksilber. Dieses wird jedesmals statt finden, wo Wasser und Quecksilber sich zusammen erhitzen und abkühlen. Man nennt die Zahl welche ausdrückt, wie viel mehr oder weniger Wärme ein bestimmtes Gewicht von einer gewissen Materie dem Wasser mitteilt oder auch wieder von ihm annimmt, als ein gleiches Gewicht Wasser von gleicher Temperatur, die spezifische Wärme der Materie. In diesem Sinne ist 1/21 die spezifische Wärme des Quecksilbers, wenn die des Wassers 1 ist. Es ist eigentlich die Fähigkeit des Quecksilbers, Wärme zu binden, 21 mal geringer, als eben diese Fähigkeit des Wassers, oder durch eben die Menge Feuer wird Quecksilber 21 mal stärker erhitzt, als eine gleiche Masse Wasser; daher man diese spezifische Wärme auch Kapazität zu nennen pflegt. Von den Untersuchungen über die spezifische Wärme der Körper, und den Tabellen. Welche [Richard] Kirwan (1733-1812), [Johan Carl] Wilcke (1732-1796) u. a. hierüber mitgeteilt haben, wird unter dem Artikel Wärme, specifische etwas mehr vorkommen.

Absolute Wärme hingegen heißt die Summe aller in einem gegebenen Körper enthaltene Wärme-Materie. Bei gleichartigen Materien von gleicher Temperatur werden sich natürlich die absoluten Wärmen, wie die Massen verhalten. Bei ungleichartigen Materien aber, oder beim Übergange der Körper aus einem Zustande in einen anderen findet sich hierin eine sehr große Verschiedenheit. Schon Wilcke hat einen, merkwürdigen hierher gehörigen Versuch angestellt. Wenn man 162° warmes Wasser mit 32° kaltem zu gleichen teilen vermischt, so ist die Temperatur der Mischung den obigen Regeln gemäß 97°. Mischt man aber mit eben dem warmen Wasser gleich viel Eis oder Schnee dem Gewicht nach, so steigt die Temperatur des Gemisches nicht über 32°, und es bleibt oft noch ein Teil des Schnees ungeschmolzen. Hieraus erhellt augenscheinlich, dass das 32° kalte Eis, um ein eben so kaltes Wasser zu werden, so viel Feuer nötig hat, als sonst hinreichend ist, eine gleiche Quantität Wasser bis auf 162° zu erhitzen, oder dass es 130° Wärme verschluckt und bindet, dass sie nicht mehr aufs Gefühl oder Thermometer wirken kann. Dagegen muss das Wasser beim Gefrieren, oder wenn es sich in Eis verwandelt, eben so viel Feuer oder absolute Wärme absetzen. Ähnliche Phänomene zeigen sich beim Zerschmelzen und Anschießen der Salze, bei dem Erstarren der geschmolzenen Metalle, bei der Verwandlung des Wassers in Dämpfe und der Verdichtung der letzteren zu Wasser. Man hat hierauf Methoden gegründet, die Menge der absoluten Wärme in den Körpern zu bestimmen, d. i. auszumachen, wie hoch sie ein Thermometer treiben würde, wenn man sie auf einmal in Freiheit setzte. So hat man gefunden, dass eiskaltes noch nicht gefrorenes Wasser noch so viel gebundene Wärme enthält, dass dieselbe, wenn sie auf einmal frei würde, eine empfindbare Hitze von 1300 fahrenheitischen Graden erregen würde, eine Hitze, welche überflüssig hinreichend ist, Eisen rotglühend zu machen. Siehe Wärme, absolute.

Nach den hierüber angestellten Versuchen enthält die gemeine Luft gegen 19 mal mehr Feuer oder absolute Wärme, und die dephlogistisierte gegen 87 mal mehr als ein gleiches Gewicht Wasser von gleicher Temperatur; auch die gemeine Luft 69 und die dephlogistisierte 322 mal mehr, als das Gewicht gleich viel fixer und phlogistisierter Luft. Die Metalle enthalten weniger Feuer, als ihre Kalke [Oxide], z. B. der Spießglanzkönig (Antimon), beinahe 3 mal weniger, als der Spießglaskalk. Vitriolsäure enthält mehr denn 4 mal so viel Feuer, als der Schwefel; das Pulsaderblut mehr, als das in den Blutadern; das Wasser mehr als das Eis. Mehrere Beispiele hiervon zeigen die bei dem Worte: Wärme, spezifische mitgeteilten Tabellen. Alle diese Beispiele aber scheinen die nachfolgende Regel zu bestätigen.

  • Wenn mit einer Masse mehr Phlogiston verbunden wird, so wird dadurch ihre Fähigkeit, das Feuer zu binden, vermindert, und ein Teil ihrer absoluten Wärme ausgetrieben. Wird ihr hingegen Phlogiston entzogen, so wird ihre Fähigkeit, das Feuer zu binden, verstärkt, und sie verschluckt einen Teil des Feuers aus den sie berührenden Körpern.

Diesem Grundsatze zu Folge sieht Crawford das Phlogiston als ein dem Feuer entgegengesetztes Wesen an, dessen Vereinigung mit einem Körper das Feuer aus demselben heraustreibt, dagegen durch die Wirkung des Feuers auf eine Masse die Anziehung derselben gegen das Phlogiston vermindert wird. Er erklärt hieraus die Unterhaltung der Wärme in den Körpern der lebenden Menschen und Tiere in gleichen die Entzündung und Verbrennung, nebst den meisten dabei vorkommenden Erscheinungen sehr glücklich.

Freies Feuer wirkt auf alle Körper, welche Brennbares enthalten, als Auflösungsmitte. Kommt nun hierzu ein freier Zutritt der Luft, deren reiner Teil (Sauerstoff) eine starke Verwandtschaft gegen das Phlogiston hat, so wird dieselbe sich mit dem aus dem Körper entwickelten Phlogiston verbinden, und dagegen ihr Feuer fahren lassen, das sich teils mit dem Körper verbindet, der das Phlogiston hergab, teils sich als frei in der benachbarten Luft verteilt, und daher eine empfindbare oft sehr heftige Hitze erregt. Die atmosphärische Luft, mit deren reinem Teil sich das Phlogiston verbindet, wird dadurch in fixe oder phlogistisierte Luft verwandelt, deren spezifische Wärme 322 mal geringer ist, als die der dephlogistisierten. Man kann sich hieraus einen Begriff von der Menge des Feuers machen, welches bei der Verbrennung der Körper aus der Luft entbunden oder frei wird, besonders, wenn ein beständiger Luftzug immer frische Luft herbei führt, oder die Verbrennung in dephlogistisierter Luft geschieht, in welcher Eisendrähte und Uhrfedern wie Schwefelfaden verbrennt.

Das frei gewordene Feuer wird dem Gefühl als Wärme oder Hitze empfindbar; in sehr vielen Fällen aber wird es auch dem Gesicht als Licht merklich, wie bei dem Glühen und der Flamme. Die letztere scheint ein in Luftgestalt abgeschiedenes Phlogiston, nach [Alessandro] Volta (1745-1827) und Kirwans Vorstellungen ein entzündetes brennbares Gas zu sein, das sich vielleicht so lang als Flamme zeigt, bis es seine Luftgestalt verloren und sich mit der atmosphärischen Luft vereinigt hat. Ein Teil des abgeschiedenen Phlogistons bleibt noch mit den übrigen vom brennenden Körper abgetrennten Teilen verbunden, welche in Gestalt des Rauches davon gehen, eine Menge Feuerteile mit sich nehmen, und diese in höheren Gegenden wiederum der Atmosphäre überlassen. Dass übrigens in der Flamme einer Kerze die Hitze so heftig, in einer geringen Entfernung davon aber nur schwach ist, rührt daher, weil eben die Feuermenge, welche die phlogistisierte Luft bis auf einen ungeheuren Grad erhitzt, die gemeine atmosphärische Luft nur bis auf einen sehr mäßigen Grad erwärmt.

Hieraus erklärt sich, warum das Feuer nicht fortbrennt, wenn die umher befindliche Luft weggenommen wird, oder wenn sie bereits mit Phlogiston gesättigt ist: weil sie nämlich alsdann keines weiter aufnehmen kann, daher auch keines weiter von der brennenden Masse abgesondert wird. Eben so erfordert auch die Verkalkung der Metalle im Feuer den Zugang der freien Luft, und in einem verschlossenen Gefäß kann nur eine bestimmte Menge Metall verkalkt werden, so lange bis die eingeschlossene Luft phlogistisiert ist. Feuer und Luft wirken also bei der Verbrennung gemeinschaftlich als Auflösungsmittel; das erste zerlegt den brennenden Körper, indem die Luft sich mit dem Phlogiston verbindet, und dagegen den in ihr enthaltenen Vorrat von Feuer hergibt. Durch den Strom frischer Luft aus einem Blasebalge, durch Blasen, durch das Lötrohr u. dgl. Wird die Hitze verstärkt, besonders wenn die hinzugeblasene Luft sehr rein ist, weil mit der frischen Luft ein neuer Vorrat von Feuer hinzugeführt, und zugleich die phlogistisierte Luft, welche den brennenden Körper umgibt, hinweggetrieben wird.

Es kann Stoffe geben, welche von einer schwachen unserem Gefühl kaum merklichen Wärme schon so weit zerlegt werden, dass etwas Phlogiston aus ihnen ausgeht. Sobald dies mit der Luft in Berührung kommt, kann Hitze und Entzündung entstehen. So erklärt sich die Selbstentzündung des Phosphorus und Pyrophorus an der Luft. Schlechter Pyrophorus wird wenigstens an der Luft warm, und zeigt einen Schwefelgeruch. Wenn Säuren und Öle einander mit Heftigkeit zersetzen, so wird die umliegende Luft plötzlich phlogistisiert, sie muss also dagegen viel Feuermaterie absetzen, welche die Mischung bis zur Entzündung erhitzen kann. Hieraus erklären sich die plötzliche Erhitzungen der Mischungen des Sassafras-, Guajak- oder Nelkenöls mit rauchender Salpetersäure, die Selbstentzündung des mit Kienruß, Hanf und Flachs vermischten Hanföls und Leinöls, die Entstehung der Hitze und Flamme bei der Verwitterung der Kiese, in den Mischungen aus Eisen, Schwefel und Wasser, und bei der Fäulnis, wobei sich ebenfalls viel Phlogiston entbindet, welches die Ursache der Erhitzung des in den Scheuern nass aufgehäuften Heus ist.

Diese sehr sinnreiche Theorie ist von den Naturforschern mit ungemeinem Beifall aufgenommen worden: auch sind die von [William] Morgan dagegen gemachten Einwendungen von keiner Erheblichkeit. Herr [Jean-André] De Luc (1727-1817), welcher weit stärkere Zweifel gegen diese Hypothese vorgetragen hat, versichert, D. Crawford habe ihm eingestanden, dass er mit seinen bisherigen Versuchen zwar selbst nicht ganz zufrieden sei, aber doch alle ihm gemachten Zweifel zu heben hoffe.

De Luc′s Theorie vom Feuer.

De Luc setzt das Feuer unter die Klasse der Dünste, die er von der Klasse der luftförmigen Substanzen unterscheidet. Alle Substanzen beider Klassen bestehen aus einem System aus einer fortleitenden Flüssigkeit und einer bloß schweren Substanz, die sich bei den Dünsten von jener Flüssigkeit durch bloßen Druck losmacht, bei den luftförmigen Substanzen aber weit fester mit ihr zusammen hängt. Bei den Dünsten macht sich das fortleitende Fluidum seinerseits auch von selbst frei, um das Gleichgewicht herzustellen; und es gibt der schweren Substanz mehr ausdehnende Kraft, wenn es in mehrerem Überflusse zugegen ist. Beim Feuer nun hält De Luc die fortleitende Flüssigkeit für das Licht, und gibt der bloß schweren Substanz den Namen der Feuermaterie; ob gleich er gesteht, dass ihm diese Substanz, als vom Lichte abgesondert, und für sich allein existierend, gänzlich unbekannt sei. Das Licht verliert durch seine Verbindung mit der Feuermaterie das Vermögen zu leuchten, erzeugt aber dagegen ein neues sehr ausgezeichnetes Phänomen, die Wärme. Das Feuer hat eine größte Dichtigkeit, über welche hinaus sich ein Teil davon zersetzt und also wieder leuchtend wird. Dieses Größte ist das Glühen, und die höchste Stufe desselben das Weißglühen, wobei die Zersetzung des Feuers sich auf alle Klassen der Lichtteilchen erstreckt. Durch dieses Größte wird der Grad der Hitze, den wir durch Kunst hervorbringen können, die Ofenwärme, eingeschränkt, deren Wirkung Ausdehnung, Schmelzung und Verdampfung sind. Wenn ein eiserner Stab schnell rings herum geschmiedet wird, so wird er bald glühen, oder Licht und Wärme verbreiten. Diese zwei Phänomene aber werden nicht durch einerlei Fluidum erzeugt. Das Licht wird befreit durch die Zersetzung des einen teils vom Feuer, die Wärme ist die Wirkung desjenigen Feuers, das unzersetzt entwichen ist.

Die Sonnenstrahlen sind nicht an und für sich warm, oder wärmend: das Licht muss sich erst mit einer anderen Substanz verbinden, um Feuer zu werden, und die sonnenstahlen besitzen nur das Vermögen, diese in den Körpern enthaltene Substanz, oder die Feuermaterie, zu entwickeln. Hieraus erklären sich die sonst rätselhaften Unterschiede der Temperaturen an Orten von einerlei Breite, der in der Atmosphäre selbst in der dunkelsten Nacht noch übrig bleibende Lichtschimmer, und die Kälte in den oberen Schichten der Atmosphäre, welche doch wenigstens ebenso sehr, als die unteren, von der Summe der einfallenden und zurückgeworfenen Sonnenstrahlen durchstrichen werden. Diesen Teil seines Systems hatte Herr De Luc bereits in den physikalischen und moralischen Briefen über die Geschichte der Erde und des Menschen vorgetragen.

Wärme ist ihm die Wirkung des freien Feuers in anderen Substanzen, oder der wirkliche Grad der ausdehnenden Kraft des freien Feuers. Mit dieser ausdehnenden Kraft steht die Größe der Wärme im Verhältnis, nicht mit der Dichte des Feuers selbst. Herr De Luc bemüht sich hierbei, aus dem Natursystem des Herrn Herr [Georges-Louis] le Sage (1724-1803), welches ganz auf Stoß und Bewegung gegründet ist, den Satz herzuleiten, dass alle ausdehnbaren Flüssigkeiten im Verhältnis ihrer Menge und der Geschwindigkeit ihrer Bewegung wirken müssen, und dass diejenigen Substanzen die meiste Kapazität für das Feuer oder für Wärme haben oder um gleich heiß zu werden, die größte Menge Feuer erfordern, in denen die Feuerteilchen bei ihrer Bewegung durch die Kleinheit oder durch die Form ihrer Poren am öftersten aufgehalten werden. Denn, sagt er, da jedes Teilchen hier weniger Kraft hat, so ist eine desto größere Menge nötig, um eben denselben Grad Wärme hervorzubringen. Da nun die Luft vom Feuer sehr frei durchdrungen werden kann, so soll sie nach diesem System eine sehr geringe Kapazität für die Wärme haben, ob ihr gleich Crawford eine sehr große beilege, die nämlich 19 mal größer, als die Kapazität des Wassers sei. Diese Angabe, sagt De Luc, sei auf ganz unrichtige Vorstellungen von Kapazität gegründet; man müsse bei den Versuchen nicht gleiche Gewichte, sondern gleiche Volumina vergleichen; so finde man aus den nämlichen Versuchen die Kapazität der Luft nur 1 ⁄ 43 von der Kapazität des Wassers; und dies sei viel zu wenig, um aus den Veränderungen, welche in einer so geringen Kapazität vorgehen könnten, mit Crawford die große bei der Verbrennung entstehende Wärme zu erklären. Überhaupt sei das, was Crawford Kapazität oder spezifische Wärme nenne, nichts weiter, als das längst bekannte Phänomen, dass man aus gleichen Thermometerständen nicht auf gleiche Menge Feuer schließen dürfe.

Das Feuer hat eigene Verwandtschaften, und geht dadurch in die Zusammensetzung der meisten festen, flüssigen und elastischen Substanzen ein. Es tritt wesentlich in die Zusammensetzungen aller brennbaren Körper, und bloß von diesem im brennbaren Körper enthaltenen Feuer rührt die Wärme her, welche durch das Verbrennen hervorgebracht wird, wenn die dephlogistisierte Luft sich nicht dabei zerstört, und bloß durch fixe Luft ersetzt wird. Die geschieht z. B. bei der Verbrennung der Kohle, nach den hierüber angestellten Versuchen der Herren [Antoine Laurent de] Lavoisier (1743-1794) und [Jean-Baptiste Meusnier] de la Place (1754-1793). Bei der Verbrennung des Phosphorus hingegen wird die dephlogistisierte Luft wirklich zerstört; dadurch wird auch das in ihr enthaltene Feuer frei, kommt zu dem, was der brennende Körper hergibt, noch hinzu, und die Wärme wird daher in diesem Falle weit stärker, als in jenem, wo die dephlogistisierte Luft sich nicht zersetzte. Nach den Versuchen der Herren Lavoisier und da la Place ist bei gleich viel dephlogistisierter Luft die Wärme bei der Verbrennung des Phosphorus zu der bei der Verbrennung der Kohle, wie 7 zu 3.

Wenn sich die dephlogistisierte Luft durch das Verbrennen zerstört, so bringt die brennbare Substanz entzündbare Luft hervor. Wenn sich aber die dephlogistisierte Luft nicht zersetzt, so geht nur dasjenige, was sonst in die Zusammensetzung der brennbaren Luft kommt, und was vielleicht das sogenannte Phlogiston ist, in die Luft über, und sie wird dadurch fixe Luft. Die Entstehung der entzündbaren Luft in einer brennbaren Substanz reicht aber nicht zu, um das Verbrennen hervorzubringen; es ist noch nötig, dass diese Luft, wenn sie in Berührung mit der dephlogistisierten kommt, einen gewissen Grad der Wärme habe, welchen Herr De Luc nach einem Versuchen über die freiwillige Entzündung des Baumöls auf den 275sten Grad seiner Skala oder etwa auf 650 Grad des fahrenheitischen Thermometers setzt. Wenn dieser Grad, den er die brennende Wärme nennt, vorhanden ist, so ist die Erzeugung des Feuers sehr heftig. Wenn man eine Wärme von diesem oder einem noch höheren Grade in den brennenden Körpern unterhalten kann, so scheint dies eins von den kräftigsten Mitteln zu Erzeugung neuer Wärme zu sein, weil hierbei eine Zerstörung der dephlogistisierten Luft, statt ihrer bloßen Verwandlung in fixe, entsteht. Hierdurch wird nun auch eine fortgesetzte Hervorbringung einer brennbaren Luft, begleitet mit dem nötigen Grad der Wärme, veranlasst, welche sich mit der dephlogistisierten im Augenblicke der Berührung entzündet und zersetzt. Durch diese Zersetzung verwandeln sich beide Luftarten in einen mit freiem Feuer überladenen Wasserdunst. Dieser Dunst ist die Flamme; die große Wärme, welche sie erzeugt, kommt von einer großen Menge von plötzlich befreitem Feuer, und ihre Helligkeit von der Zersetzung eines Teils dieses Feuers her. Nachdem der Wasserdunst sein Feuer an dem Orte, den die Flamme anzeigt, fahren gelassen hat, so vermischt er sich mit der oberen Luft, und erhebt sich schnell mit ihr; daher folgt die untere Luft nach, und erneuert unaufhörlich dieselben Wirkungen. Dies erläutert Herr De Luc durch das Beispiel der Lampe des Herrn [Aimé] Argand (1750-1803), bei welcher in Innersten des hohlen Dochtes stets eine große Hitze unterhalten wird. Wann man über der Flamme dieser Lampe einen Helm mit einem Schnabel anbringt, so kann man pro zwei Stunden eine halbe Unze völlig reines Wasser sammeln - ein offenbarer Beweis, dass sich hier die im Innern des Dochtes erzeugte brennbare Luft mit der dephlogistisierten wirklich zersetze, und einen Wasserdunst bilde. Wenn hingegen ein Licht auf die gemeine Art in atmosphärische Luft brennt, so wird aus Mangel an genugsamer inneren Wärme des Dochts keine reine brennbare Luft entbunden; daher wird die dephlogistisierte Luft der Atmosphäre nicht zersetzt, nur in fixe verwandelt. Dadurch entsteht weniger Feuer; auch geschieht die Erneuerung der Luft nicht geschwind genug. Die fixe Luft ist nach Lavoisier im Verhältnis 70 zu 47 schwerer, als die gemeine, und kann also, ob sie gleich stark erwärmt wird, dennoch ihrer Schwere wegen nur langsam aufsteigen, und der frischen atmosphärischen Luft Platz machen.

Auch die Flüssigkeit ist nichts anderes, als eine Wirkung der Verbindung einer gewissen Menge Feuer mit den Teilen der Körper. Wenn ein fester Körper durch Feuer flüssig wird, z. B. Eis schmilzt, so kann dasjenige Feuer, welches das Flüssigwerden oder die Zerschmelzung bewirkt, natürlich nicht weiter bewirken, es geht also für das Thermomater und für das Gefühl verloren. D. Black hat gefunden, dass schmelzendes Eis einer gleich großen Menge Wasser 140 Grad Wärme nach [Daniel Gabriel] Fahrenheit (1668-1736) entziehe. Wenn man z. B. eine Masse Eis von der Temperatur 32° mit der gleichen Menge Wasser von 172° vermischt, so hat nach Schmelzung des Eises die ganze Wassermasse 32°. Hiermit stimmen auch die Versuche der Herren de la Place und Lavoisier bis auf einen unbedeutenden Unterschied überein (auch der im vorigen angeführte Versuch des Herrn Wilke, nur dass dieser statt 172, 162, mithin statt 140 nur 130 hat.). Diese gleichsam verschwundene Wärme nennt D. Black verborgene Wärme des Wassers: de Luc will sie lieber verborgenes Feuer nennen. Nach der Bemerkung des Herrn Lichtenberg in Göttingen in einem Brief an de Luc vom 21. März 1785 mag wohl dieses verborgene Feuer bei heißem Wasser immer größer werden, weil heißeres Wasser flüssiger ist, oder mehr Tropfen gibt, als kaltes, mithin die Wärme, welche gebraucht wird, das vorher schon flüssige noch flüssiger zu machen, verborgen wird, oder für das Thermometer verloren geht. Bei dem Gefrieren äußert sich gerade das Gegenteil, und das verborgene Feuer wird wieder wirksam. Es ist bei dem Artikel Eis angeführt worden, dass das Wasser bis unter die Temperatur des Eispunktes erkalten kann, ohne zu gefrieren. Gefriert es aber alsdann durch Berühren, Schütteln u. dgl., so nimmt es augenblicklich die Temperatur des Eispunktes an, und wird also wärmer. Diese Wärme ist eine Wirkung des verborgenen Feuers, welches die gefrierenden Teile absetzen.

Nach Crawford würde man alle diese Phänomene daraus erklären, dass das Wasser mehr spezifische Wärme, als das Eis, hat, dass also bei der Verwandlung des Eises in Wasser, und bei allen Schmelzungen überhaupt, Wärme oder Feuer verloren gehen muss. Aber Herr de Luc bestreitet hier sehr eifrig die Crawfordischen Ideen von Kapazität, d. i. von Fähigkeit, Feuer zu binden oder von spezifische Wärme. Er führt zuerst an, es sei unsicher, die spezifischen Kapazitäten der Substanzen aus Versuchen mit einerlei Substanz unter verschiedenen Temperaturen herzuleiten, weil die Substanzen mit der Temperatur zugleich auch die Kapazität ändern könnten. Hierauf fügte er hinzu, die Kapazität (d. i. nach ihm die Menge von Feuer, welche in einer gewissen Substanz erforderlich ist, um einen bestimmten Grad der Ausdehnung hervorzubringen) hänge von der Beschaffenheit der Poren der Körper ab, und könne bei gleichen Graden der Ausdehnung dennoch verschieden sein, daher sei es falsch, die absoluten Mengen der spezifischen Wärme proportionell anzunehmen: ferner setzten alle Crawfordischen Berechnungen die sich auf Grade des Thermometers bezögen, und deren Unterschiede als absolute Mengen der Wärme betrachten, voraus, dass man die absoluten Mengen der Wärme in den Körpern kennte, welches doch der Fall gar nicht sei, daher auch in den Schlüssen, durch welche C. seinem System gemäß absolute Wärmen zu bestimmen suche, ein Beständiger Zirkel bleibe. Überhaupt habe man sich bisher bei Schätzung der in Körpern enthaltenen absoluten Wärme sehr geirrt. Man sei durch [Josias Adam] Brauns (Prof. in St. Petersburg) Versuch über das Gefrieren des Quecksilbers verleitet worden, zu glauben, dass selbst bei den kältesten Temperaturen noch viel Feuer in den Körpern sei: aber die neuesten Versuche des [Thomas] ? Hutchins (1730-1789), nach welchen das Quecksilber schon bei -40° Fahrenheitischer Skala gefriert, gäben hiervon ganz andere Begriffe. Endlich fügte er noch hinzu, die ganze Idee von Kapazität erkläre nur einen Nebenumstand, und lasse die Hauptfrage, wodurch und wie eigentlich das Schmelzen u. dgl. bewirkt werde, ganz unbeantwortet.

Herr de Luc glaubt, beim Zerschmelzen werde der feste Körper in einen flüssigen durch eine Verbindung des Feuers mit seinen Teilen vermöge einer chemischen Verwandtschaft verwandelt; die Verminderung der Wärme aber entstehe daher, weil das Feuer, welches so mit den Teilen des Körpers verbunden wird, hierdurch selbst aufhört, zur Wärme beizutragen. Dies geschieht wenigstens in allen Fällen, wo das Schmelzen unmittelbar durch die Wärme allein bewirkt wird. In anderen Fällen, wo beim Schmelzen andere chemische Operationen mitwirken (z. B. wenn man Eis mit Kochsalz mischt) scheint weniger Feuer verloren zu gehen; die Ursachen hiervon aber liegt darin, weil das Salz durch seine Auflösung und Zersetzung das in ihm enthaltene Feuer mit hergibt.

Endlich nimmt Herr de Luc an, dass in den meisten Substanzen verborgenes Feuer vorhanden sei, und dass das Feuer insbesondere bei allen luftförmigen Flüssigkeiten das fortleitende Fluidum ausmache. Er sucht umständlich zu erweisen, dass der Grad der fühlbaren Wärme mehr von der Erzeugung und Zersetzung solcher luftförmigen Flüssigkeiten, als von der Kapazität der Körper herrühre, und dass besonders die reine und die brennbare Luft sehr viel Feuer enthalten. Die chemischen Unterschiede der Luftgattungen leitet er von den verschiedenen Verwandtschaften ihrer Bestandteile mit dem Feuer ab.

Es ist nicht ganz zu leugnen, dass sich aus seinen Sätzen eine zahlreiche Menge der Phänomene sehr glücklich erklären lässt, und dass er der Crawfordischen Theorie einige sehr starke Gründe entgegengesetzt hat: wenn er aber mit Herrn le Sage auf die ersten mechanischen Ursachen der Dinge zurückgehen will, und den Teilchen des Feuers, wenn es frei ist, eine Bewegung in Schneckenlinien, oder die Bewegung eines Körpers zuschreibt, der sich um eine Achse dreht, als um die er sich fortbewegt, so möchten so kühne cartesianische Behauptungen wohl noch zu frühzeitig für den gegenwärtigen Zustand der Wissenschaft sein.


Quelle
Johann Samuel Traugott Gehler: Physikalisches Wörterbuch oder der Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Zweyter Theil von Erd bis Lin. Leipzig 1789.

Biographische Notizen

Aimé Argand
schweiz. Physiker und Chemiker, * 05.07.1750 in Genf † 14.10.1803 in London. Arbeitete an Verbrennung (Öllampe), Meteorologie.
Francis Bacon
engl. Philosoph, * 22.01.1561 in London † 09.04.1626 in Highgate, gilt mit der Forderung experimenteller Untersuchung als Begründer der Naturwissenschaft.
Antoine Baumé
franz. Chemiker, * 26.02.1728 in Senlis † 15.10.1804 in Paris. Erfand das Aräometer, Namensgeber für dessen Gradeinteilung (°Bé), wandte Kalomel (Hg2Cl2) gegen Syphilis an, syntetisierte Diethylether.
Johann Joachim Becher
dt. Alchimist, * 06.05.1635 in Speyer † Okt. 1682 in London. Entwickelte die Phlogistontheorie. Merkantilist.
Torbern Olof Bergman
schwed. Chemiker, * 20.03.1735 in Lästad † 08.07.1784 in Medevi. Forschte über die Affinität der Elemente (Disquisitio de Attractionibus Electivis).
Herman Boerhaave
niederl. Chemiker und Mediziner, * 31.12.1668 in Voorhout † 23.09.1738 in Leiden.
Josias Adam Braun
dt. Physiker, * 1702 od. 1712 in Assche, † 03.10.1768 in St. Petersburg. Arbeitete über Kälte und Wärme.
Adair Crawford
schott. Chemiker, * 1748 in Belfast † 29.07.1795 in Lymington. Calorimetrische Methode zur Bestimmung der spezifischen Wärmekapazität, war an der Entdeckung des Strontium beteiligt.
Jean-André Deluc (de Luc)
schweizer Geologe und Meteorologe, * 08.02.1727 in Genf † 07.11.1817 in Clewer (Windsor). Verbesserte Thermometer und Barometer, erfand ein Hygrometer; korrigierte die barometrische Höhenformel von Edmung Halley
René Descartes
franz. Philosoph und Naturwissenschaftler, * 31.03.1596 in La Hye en Touraine † 11.02.1650 in Stockholm. Begründer des Rationalismus (Carthesianismus), Dualismus von Geist und Materie, löste die aristotelische Physik ab; begründete die Analytische Geometrie.
Leonhard Euler
schweizer Mathematiker und Physiker, * 15.04.1707 in Basel † 07.09.1783 in St. Petersburg. Arbeitete zur Zahlentheorie, Differentialrechnung, gilt als einer der bedeutendsten Mathematiker; Hydrodynamik, Kreiseltheorie, Wellentheorie des Lichts, mathematische Musiktheorie.
Daniel Gabriel Fahrenheit
dt. Physiker, * 24.05.1686 in Danzig † 16.09.1736 in Den Haag. Erfand Messinstrumente (Thermometer, Barometer, u. a.).
Louis-Jacques Goussier
Fanz. mathemtiker und Enzyklopädist, * 07.03.1722 in Patis † 1799 in Paris. War an der Vermessung des Meridians beteiligt (mit Etienne-Claude de Marivetz).
Wilhelm Homberg
dt. Naturforscher, * 08.01.1652 in Batavia † 24.09.1715 in Paris. Entdeckte die Borsäure als Narkotikum.
Thomas Hutchins
amerik. Geograph, * um 1737 in Monmouth County, NJ † 20.04.1788 in Pittsburgh, PA. Arbeitete über den Gefrierpunkt von Quecksilber.
Irwin (William Irvine?)
† 09.07.1787 in Glasgow.?
Wenceslaus Johann Gustav Karsten
dt. Mathematiker, * 15.12.1732 in Neubrandenburg † 17.02.1787 in Halle. Professor an der Sankt Petersburger Akademie der Wissenschaften, an den Universitäten Rostock und Halle.
Richard Kirwan
irisch. Chemiker, * 01.08.1733 in Cloughballymore † 22.06.1812 in Dublin. Forschte zum spezifischen Gewicht, Phlogiston.
Antoine Laurent de Lavoisier
franz. Chemiker, * 26.08.1743 in Paris † 08.05. 1794 in Paris. Untersuchte die Verbrennung und entdeckte die Oxidation, widerlegte die Phlogistontheorie.
Georg Christoph Lichtenberg
dt. Mathematiker, * 01.07.1742 in Ober-Ramstadt † 24.02.1799 in Göttingen. Forschte zur Elektrizität, erster Prof. für Experimentalphysik, Aphorostiker; Lehrer von Carl Friedrich Gauß.
Pierre-Joseph Macquer
fanz. Chemiker und Mediziner. * 09.10.1718 in Paris † 15.02.1784 in Paris. Entdeckte Kaliumarsenat, stellte gelbes Blutlaugensalz und Berliner Blau dar, Anhänger der Phlogistontheorie.
Jean Paul Marat
schweiz. Naturwissenschaftler, * 24.05.1743 in Boudry † 13.07.1793. Revolutionär (Jakobiner), experimentierte und publizierte zu Feuer, Licht, Elektrizität.
Etienne-Claude Baron de Marivetz
franz. Physiker, * 1731 † 1794. War an der Vermessung des Meridians beteiligt (mit Louis-Jacques Goussier).
Jean-Baptiste Meusnier de la Place
franz. Mathematiker, * 19.06.1754 in Tours † 13.06.1793 in Mainz-Kastel. Arbeitete an der Elektrolyse, stellte Wasserstoff her, und an der Verbrennung von Ölen. (Starb als Oberstleutnant der fanz. Armee bei der Verteidigung der Festung Castel gegen preussische Truppen.)
Johann Friedrich Meyer
dt. Chemiker, * 24.10.1705 in Osnabrück † 02.11.1765 in Osnabrück. Untersuchte die Kaustizität von Alkalien, entwicklte eine Theorie der Oxidation von Metallen.
William Morgan
walis. Physiker, * 26.05.1750 in Wales † 04.05.1833 in London. Publizierte eine Kritik zu Adair Crawford′s Wärmetheorie, elektrische Leitfähigkeit.
Pieter van Musschenbroek
niederl. Naturwissensch. * 14.03.1692 in Leiden † 19.09.1761 in Leiden. Forschte zu Elektrizität und Kapillarität, meteorologische Messungen. Erfand das Tribometer (Reibung), das Pyrometer, die Leidener Flasche.
Isaac Newton
engl Naturforscher, * 04.01.1643 in Lincolnshire † 31.03.1727 in Kensington. Verfasser der Philosophiae Naturalis Principia Mathematica.
Joseph Priestley
engl. Naturwissenschaftler, * 24.03.1733 bei Leeds † 06.02.1804 in Pennsylvania. Beschrieb als erster Darstellung und Eigenschaften von Sauerstoff, untersuchte zahlreiche andere Gase, forschte über Elektrizität.
Johann Heinrich Pott
dt. Chemiker und Mediziner. * 06.10.1692 in Halberstadt † 29.03.1777 in Berlin. Grundlagenforschungen zu Bismut, Braunstein, Borax, Blei, Graphit, Versuche zur Porzellanherstellung.
Georg Wilhelm Richmann
dt.-balt. Physiker, * 22.07.1711 in Pernau (Estland) † 06.08.1752 in St. Petersburg. Professor in St. Petersburg, Mischungsregel.
Georges-Louis le Sage
schweiz. Physiker, * 13.06.1724 in Genf † 09.11.1803 in Genf. Formulierte die kinetische Gastheorie, erfand einen elektrischen Telegrafen, arbeitet über Gravitation.
Carl Wilhelm Scheele
dt.-schwed. Chemiker, * 19.12.1742 in Stralsund, † 21.05.1786 in Köping. Beschrieb eine Menge Verbindungen, entdeckte die Zusammensetzung der Luft aus Sauerstoff (Feuerstoff) und Stickstoff (verdorbene Luft).
Georg Ernst Stahl
dt. Alchimist, * 22.10.1659 in Ansbach † 14.05.1734 in Berlin. Hauptbegründer der Phlogistontheorie.
Alessandro Volta
ital. Physiker, * 18.02.1745 in Como † 05.03.1827 in Como. Begründer der Elektrizitätslehre und Erfinder der Batterie (Voltasche Säule).
Johan Gottschalk Wallerius
schwed. Mineraloge, * 11.07.1709 in Stora Mellösa † 16.11.1785 in Uppsala. Entwickelte ein System zur Klassifizierung von Mineralien.
Christian Ehrenfried von Weigel
dt.-schwed. Chemiker und Mediziner, * 24.05.1748 in Stralsund † 08.08.1831 in Greifswald. Lehrbuch: Grundriss der reinen und angewandten Chemie. Greifswald 1777.
Johan Carl Wilcke
dt.-schwed. Physiker, * 06.09.1732 in Wismar † 18.04.1796 in Stockholm. Forschte über Elektrizität und Magnetismus, spezifischer und latenter Wärme, entdeckte die dielektrische Polarisation; Schüler von Leonhard Euler

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