Edmund Gunter und seine Rechen- und Navigationsgeräte |
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The Works of Edmund Gunter: |
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Edmund Gunter (* 1581 † 1626) wird gelegentlich als einer der Erfinder des Rechenschiebers genannt (z.B. Florian Cajori: The History of the Logaritmic Slide Rule, Colorado 1909; Otto van Polje: Gunter Rules in Navigation, Amsterdam, 2003). Für mich nachprüfbar ist, dass er wohl als erster verschieden gradierte (logarithmische?) Skalen zum Rechnen von typischen Navigationsaufgaben (terrestrische und Astronavigation) einführte und Kapitäne der englischen Marine in Navigation — mit Mercator-Karten — und Rechenmethoden unterrichtete. Nach Capitän Ludwig Jerrmann (Die Gunterscale, Hamburg 1888), stammt Edmund Gunter aus Hertfordshire (England). Er sei in frühester Jugend für den geistigen Stand bestimmt gewesen und habe am Christchurch College in Oxford Theologie studiert und sei anschliessend als Prediger tätig gewesen. Später habe er sich der Mathematik zugewandt. Der Katalog der wissenschaftlichen Gemeinschaft (Project Galileo, Rice University) gibt mehr Details. Gunter war walisischer Herkunft (über die Eltern ist nichts bekannt). Er ging auf die Westminster Schule und studierte am Christ Church College in Oxford (1599 bis 1615) zum Magister Artium und Theologie (M.A. 1603, B.D. 1615). Er wurde zum Priester geweiht und war Pfarrherr der Kirche St. George′s in Southwark (1615-1626). Auf Empfehlung von Briggs wurde er Professor für Astronomie am Gresham College. Er wird als kompetenter aber unorigineller Wissenschaftler beschrieben, dessen Hauptziele eher praktischer Natur waren. Er beschäftigte sich mit wissenschaftlichen Instrumenten, Angewandter Mathematik, Navigation, Kartographie und — nebenher — mit Magnetismus. Berühmt wurde Gunter durch seine Bücher (erstmalig in nicht-lateinischer Sprache) zum Cross-Staff (1623) und seine Anleitungen zu Logarithmen. Viele der Autoren, die über Gunter schreiben, haben seine Bücher offensichtlich nicht gelesen. Mir fiel eine Kopie der gesammelten Werke The Works of Edmund Gunter, 5th Edition, London 1673 (bearbeitet und ergänzt von William Leybourne in der Universitätsbibliothek Mannheim in die Hände (nach einem Hinweis von Dr. Klaus Kühn), und ich habe mir einen kompletten Scan (TIFF-Dateien) anfertigen lassen. Kopien mache ich gerne für einen Unkostenbeitrag von € 10,00 (plus Porto ausserhalb des Bereichs der Deutschen Post). Das Werk gliedert sich in drei Bücher über den Sektor, drei Bücher über den Gebrauch des "Cross-Staff" (ein sehr altes Instrument zur Messung von Gestirnshöhen), eine Tabelle der Sinus- und Tangenswerte und ihrer Logarithmen, eine Einführung in den Gebrauch der Briggsschen Logarithmen mit einer entsprechenden Logarithmentafel. Ausserden enthält es ein paar spätere Ergänzungen zu verbesserten Sektoren und Quadranten. Die Logaritmentafel hat Gunter mit Erlaubnis seines Freundes Briggs abgedruckt. Alle Kapitel behandeln Navigationsaufgaben! Nur an ein paar Stellen wird kurz auf die Umrechnung von Volumenmaßen, die Berechnung von Geschützen oder Festungsanlagen eingegangen. In Wahrheit taucht in der vorliegenden 5. Auflage von Gunter's Works eine logarithmisch geteilte Skala auf: beim Crossstaff. Und sie wird auch tatsächlich zu Multiplikation und Division durch Addition von Strecken verwendet. Und auch auf dem Sector finden sich logarithmische Skalen, allerdings erst in der verbesserten Version von Samuel Foster aus dem Jahre 1673! Da es nicht ganz einfach ist, sich in "Gunters Works" zurecht zu finden, habe ich eine kurze Übersicht zusammen gestellt.
Fußnote:
This College will the whole world measure,
Which most impossible conclude, And navigation make a pleasure, By finding out the longitude: Every Tarpaulian shall then with ease Saile any ship to the Antipodes.
Quelle:
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© Rainer Stumpe URL: www.rainerstumpe.de |