Vektoren werden auf dieser Seite mit fetten Buchstaben in der Frakturschrift bezeichnet. Die Kodierung erfolgt mit Unicode-Glyphen 1D565 bis 1D59F. Diese werden mit aktuellen Versionen vieler Browser dargestellt. Nicht dargestellt werden sie mit Windows® und iOS® Versionen von Safari®. Der Kreisel
Die Kraft 𝕶 ist die am Schwerpunkt ansetzende Schwerkraft, 𝖗 der Abstand des Schwerpunktes von der senkrechten Linie über dem Stützpunkt des Kreisels. Die Kraft 𝕶 ist das Produkt aus Masse M und Fallbeschleunigung 𝖌: 𝕶 = M · 𝖌. Der Zahlenwert der Kraft ist also:
Dieses Drehmoment 𝕯 steht senkrecht auf dem Drehimpuls des Kreisels und verursacht eine zeitliche Änderung der Richtung des Drehimpulses (die Änderung des Drehimpulses ist in Richtung des Drehmoments!). Als Folge präzidiert der Kreisel, d.h. seine Rotationsachse beschreibt einen Kegel. Die Präzisionsfrequenz ωp ist abhängig vom Drehmoment und dem Drehimpuls des Kreisels: Die Präzision ist schneller, wenn das Drehmoment größer ist (z.B. wenn die Neigung zunimmt), sie ist langsamer, wenn der Drehimpuls des Kreisels größer ist. Da der Kreisel durch Reibung Energie verliert (der Drehimpuls nimmt ab) und somit langsamer wird (der Drehimpuls nimmt ab!), nimmt die Präzisionsgeschwindigkeit zu bis er umkippt. In Vektorschreibweise ist der Zusammenhang in der Formel beschrieben: Es gelten für die Richtungen die Regeln des Rechtssystems von Vektorprodukten. (Mittelfinger in Richtung Drehimpulsvektor, Daumen in Richtung Drehmoment, dann zeigt der Zeigefinger die Richtung der Präzision an.) Der RadeffektBeim Anfahren unter Motor stellt sich ein unangenehmer Effekt des Drehimpulses ein: das Boot dreht sich um seine Achse! Nicht nur Anfänger haben ihre Schwierigkeiten mit diesem "Radeffekt", wenn sie rückwärts eine Liegestelle ansteuern. Was passiert? Wenn der Steuermann Gas gibt, beschleunigen sich die Rotationen des Motors, der Schraubenwelle und der Schraube. Da diese Teile, wenn sie rotieren, einen Drehimpuls haben, ändert sich der Drehimpuls des Schiffes. Diese Drehimpulsänderung erzeugt ein Drehmoment, das senkrecht zum Drehimpuls steht. Und dieses Drehmoment dreht das Schiff.
![]()
An der Berechnung bin ich gescheitert. Zwar kann man den Drehimpuls der Schraube (Durchmesser 30 cm, Gewicht 10 kg) bei 600 Umdrehungen pro Minute (10 pro Sekunde) mit einem Ring von 10 cm Durchmesser annähern und erhält einen Drehimpuls von 0,25 N·m, der sich von 0 innerhalb von 10 sec aufbaut. Aber die Effekte der Welle und besonders des Motors sind für mich nicht abzuschätzen. Klar ist jedoch, dass es keines großen Drehmoments bedarf, das Schiff um die senkrechte Achse zu drehen (kann man bei einem ruhig liegenden Schiff durch Drücken am Bug leicht überprüfen). Bleiben wir beim qualitativen. Da der Motor immer im Gegenuhrzeigersinn dreht (die Drehrichtung der Schraube wird mit einem Getriebe umgekehrt), ist der Radeffekt bei Rückwärtfahrt geringer (die Drehimpulse des Motors und der Welle/Schraube sind entgegen gerichtet). Versuchen Sie 'mal rückwärts "auf dem Teller" zu drehen. Die Änderung des Drehimpulses hängt ab von der Zeit in der die Drehzahl geändert wird. Beim sanften Gasgeben dreht das Schiff langsamer, beim Kavalierstart schneller (leicht zu überprüfen). Der Außenborder hat den Motor (und die Welle) senkrecht eingebaut; damit erzeugt er beim Gasgeben ein Drehmoment, das das Boot um die Längsachse dreht (was sich nur schwach bemerkbar macht). Beim V-Antrieb ist der Motor entgegen der Fahrtrichtung eingebaut: seine Drehimpulsänderung und die der Schraube/Welle sind entgegengesetzt und heben einander teilweise auf (der Radeffekt ist geringer). |
|||||
|